Antti Tuuri : Winterkrieg
(aus der 'Pohjanmaa'-Reihe)
Buchbesprechung von Frank Rehag, Juli 2008
dt. Erstausgabe: 1992 - Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig und Weimar
finn. Originalausgabe: 1984 - Kustannusosakeyhtiö Otava, Helsinki
Titel der finnischsprachigen Originalausgabe: "Talvisota"
aus dem Finnischen von Peter Uhlmann
Ende 1939 brach der Finnisch-Sowjetische Winterkrieg aus: Am 30. November 1939 griff die Rote Armee Finnland an, am 13. März 1940 beendeten beide Parteien den Krieg mit dem Friedensvertrag von Moskau. Zwar konnte Finnland trotz zahlen- und materialmäßiger Unterlegenheit Paroli bieten und letztlich seine Unabhängigkeit bewahren, dennoch mussten erhebliche territoriale Zugeständnisse gemacht und dabei große Teile Kareliens abgetreten werden. Antti Tuuris Roman Winterkrieg befasst sich mit diesen Ereignissen und zeigt den Wahnsinn des Krieges aus der Sicht des aus einem Dorf in Pohjanmaa stammenden Ich-Erzählers Martti. Martti und sein jüngerer Bruder Paavo werden einberufen und sie machen sich mit anderen Männern aus den umliegenden Dörfern auf den Weg nach Seinäjoki, wo die Infanteriekompanien gebildet werden. Von Seinäjoki aus werden die Kompanien in Viehwaggons gepfercht nach Inkilä in Karelien gebracht, bevor sie in mehrtägigem Fußmarsch an den Bestimmungs- ort, die karelische Landenge, geführt werden. Dort gilt es erstmal abzuwarten, wie sich die Politik zwischen Finnland und der Sowjetunion entwickelt, ob es Krieg gibt oder ob der Frieden doch erhalten bleibt. Mit dem sowjetischen Angriff am 30. November 1939 beginnen auch für Martti, seinen Bruder Paavo und die anderen finnischen Soldaten die Kriegshandlungen. In einer Art Tagebuch schildert Tuuri aus der Sicht Marttis den Krieg. Tuuris Stil scheint teilnahmslos und äußerst nüchtern, doch gerade dieser Stil gibt die ganze Brutalität des Krieges am besten wieder. Sehr genau wird der Stellungskrieg und der Überlebenskampf an der karelischen Landenge beschrieben, die ganze Unsinnigkeit eines Krieges und das daraus resultierende Elend und das Leid lässt den Leser die ganzen Kapitel über schaudern. In fast allen Kapiteln geht es um das Ausheben von Schützengräben, den Stahlhagel der Sowjets, den unterlegenen Kampf schlecht ausgerüsteter finnischer Soldaten, den Tod von Kameraden, die Toten auf sowjetischer Seite, die Müdigkeit, die Kälte - Tag für Tag, Woche für Woche. Eigentlich wirken viele Kapitel monoton, doch Tuuri baut diesen Roman auf Kriegstagebüchern und Gesprächen mit Augenzeugen auf und somit hat er ein ziemlich authentisches Werk geschaffen, das als literarische Collage über den Winterkrieg gesehen werden kann. Äußerst Empfehlenswert.