Mila Teräs : Telma und das Haus der Geschichten
('Telma'-Reihe, Bd. 1)
Buchbesprechung von Birgit Arnold, September 2012
dt. Erstausgabe: 2012 - Esslinger Verlag, Esslingen
finn. Originalausgabe: 2010 - Otava Publishing Company Ltd., Helsinki
Titel der finnischsprachigen Originalausgabe: "Telma ja tarinoiden talo"
aus dem Finnischen von Elina Kritzokat
illustriert von Karoliina Pertamo
Telma ist vor Kurzem mit ihrer Familie in ein großes Haus am Schatzweg gezogen. Sie geht in die erste Klasse und hat ein ganz besonderes Merkmal: ein Geheimnis-Ohr, mit dem man besonders gut hören kann. Ihre Mutter sagt, dass das linke Ohr ein Elfenohr ist, da es nach oben hin ein wenig spitz ist. Mit diesem Ohr kann Telma das Raunen der Sterne und die Geheimnisse des Regens hören. Telma liebt Lieder und Geschichten. Geschichten gibt es immer und überall zu hören, da der Wind diese von weit her heran trägt. Wenn sie nicht gerade diesen geheimnisvollen Geschichten lauscht, beobachtet sie gerne ihr Haus - vor allem in der Dämmerung, wenn die Lichter in den Wohnungen angehen. Dann erinnert das Haus sie an einen riesigen Adventskalender. Und Telma ist davon überzeugt, dass sich hinter jedem Fenster ein Geheimnis verbirgt. Eines Tages findet sie im Garten ein dürres, frierendes Kätzchen, das sie wegen des weichen Fells Wolli nennt und sofort in ihr Herz schließt. Sehr gerne würde sie Wolli behalten, doch nach Hause kann sie das Kätzchen nicht mitnehmen, weil ihr Vater unter einer Tierhaarallergie leidet. Was tun? Sie braucht Geld für Katzenfutter. Ihre Eltern kann sie nicht fragen, denn der Vater hält auch nichts davon, fremde Katzen zu füttern. Allerdings findet sie im Nachbarjungen Emil schnell einen Verbündeten, der ihr bei der Versorgung von Wolli helfen möchte. Und wäre das Kätzchen nicht die perfekte Gesellschaft für Moni Tulpe aus dem Erdgeschoss? Telma darf die ältere Dame Omeline nennen und findet, dass alte Frauen und Katzen wunderbar zusammen passen. Aber noch ist nicht der richtige Zeitpunkt, um Omeline danach zu fragen. Telma beschließt, Wolli zunächst einmal im Keller des Hauses unterzubringen und die Fischverkäuferin Tanja Espe um Futter zu bitten. Diese nennt sich mit Künstlernamen Tanjuschka und singt den ganzen Tag ihr gesamtes Repertoire, um sich für einen Gesangswettbewerb vorzubereiten. Trotz aller Vorsicht bleibt Wolli leider nicht allzu lange vor der meist grimmigen Hausmeisterin Biggi Wuschel unentdeckt. Diese duldet keine Katzen im Keller und verscheucht Wolli. Danach ist die Katze unauffindbar. Selbst mit dem starken Fernrohr des Sternguckers Edward Abseits kann man Wolli nicht wiederfinden. Auch mit der Hilfe der Zauberer-Familie Pokus bleibt der Vierbeiner verschollen. Schließlich erfahren die Kinder, dass Biggi Wuschel mit dem Verschwinden der Katze zu tun hat: Sie hat Wolli ins Tierheim gebracht. Zunächst ist Telma sauer, aber sie muss sich eingestehen, dass die Nächte im Herbst für eine ältere und dürre Katze nicht gut sind. Während eines Besuchs bei Omeline erzählt Telma von ihrer anfänglichen Idee. Die alte Dame ist begeistert und Wolli erhält ein neues Zuhause. Nachdem sich die Hausmeisterin Biggi Wuschel noch den Knöchel verstaucht und die Garten- und Hausarbeit nun liegen bleibt, organisiert Telma kurzerhand ein Hausfest. Hierbei fegen zunächst alle gemeinsam das Laub im Garten zusammen. So lernen sich die Nachbarn endlich richtig kennen und nach getaner Arbeit gibt es auch viel zu feiern: Omeline hat Geburtstag und Wolli erlebt eine unvergessene Katzentaufe...
Mit Telma und das Haus der Geschichten hat die aus Lahti stammende Autorin Mila Teräs ein wunderbares und gefühlvolles Kinderbuch geschrieben. In der persönlichen Vita der Autorin steht, dass sie unter anderem kreatives Schreiben studiert hat. Dies macht sich im Schreibstil äußerst positiv bemerkbar - wobei hier auch der Übersetzerin ein Lob gebührt, die diese kindliche und verträumte Sprache sehr gelungen ins Deutsche übertragen hat. Die Illustrationen von Karoliina Pertamo passen sich wunderbar diesem Gesamteindruck an. Gerade in der heutigen schnelllebigen Zeit passt eine solche Geschichte zur Abwechslung sehr gut. Empfohlen wird das Buch ab sieben Jahre. Es wird vor allem Mädchen gefallen, Telmas Welt verführt zum Träumen. Ach, könnte man die Welt doch immer mit Telmas Augen sehen.