Juhani Seppovaara : Unter dem Himmel Ostberlins
Buchbesprechung von Ulrich Kirsch, März 2009
dt. Erstausgabe: 2008 - edition q im be.bra Verlag, Berlin-Brandenburg
finn. Originalausgabe: 2006 - Avain, Helsinki
Titel der finnischsprachigen Originalausgabe: "Itä-Berliinin taivaan alla"
aus dem Finnischen von Regine Pirschel
Der Westen war zwar nicht mehr ganz so gut, aber der Osten immer noch böse (jedenfalls nach der Weltsicht des seinerzeitigen US-Präsidenten Reagan), als ein Mitarbeiter der finnischen Staatsbank auf einer Tagung in Budapest einen Wirtschaftswissenschaftler aus der DDR kennenlernte. Zwischen den Männern entwickelte sich eine Freundschaft, in deren Rahmen der Finne den (Ost-)Deutschen regelmäßig in (Ost-)Berlin besuchte. Die Begebenheiten dieser Besuche, die gemeinsamen Erlebnisse mit Freunden, Bekannten und Nachbarn, aber auch mit der Volkspolizei, sind Gegenstand des Buches. Dabei entstand kein Sachwerk, keine Biographie; die einzelnen Abschnitte erinnern eher an Geschichten, die abends bei Bier oder Wein erzählt werden: Weißt Du noch damals, als ...?
Juhani Seppovaara schildert dabei die DDR und ihre Bewohner aus der Sicht eines unbefangenen Auswärtigen. Dieses und einige seiner Schilderungen von Besuchen finnischer Delegationen in dem anderen deutschen Staat machen das Buch interessant, andere Teile sind für die geneigten (west-)deutschen Leser aufgrund der im Zuge der Ostalgie erschienenen Darstellungen nicht mehr ganz neu. Die 2006 mit dem Preis für das beste finnische Buchdesign ausgezeichnete Aufmachung des Werkes ist recht ansprechend. Neben zeitgenössischen Fotos von Freunden und vom Leben werden Abbildungen von damaligen Alltagsgegenständen wie etwa einem mit Werbepapier des Staatszirkus verpackten Zuckerwürfel oder von skurrilen Dokumenten gezeigt, fast alle vom Autor selbst aufgenommen, der mittlerweile seine Arbeit in der Bank aufgegeben hat, um nur noch künstlerisch tätig zu sein. Das klappt schon ziemlich gut.