Kirsti Paltto : Zeichen der Zerstörung
Buchbesprechung von Frank Rehag, November 2007
dt. Erstausgabe: 1997 - Persona Verlag, Mannheim
sam. Originalausgabe: 1991 - Gielas, Utsjoki / finn. Ausgabe: 1993 - Pohjoinen, Oulu
Titel der samischsprachigen Originalausgabe "Guržo luottat"
Titel der finnischsprachigen Ausgabe: "Juokse nyt naalin poika"
aus dem Samischen ins Finnische von Eino Kuokkanen, aus dem Finnischen von Regine Pirschel
Im Spätsommer 1944 beschloss die finnische Staatsführung, den zweiten Weltkrieg für Finnland zu beenden und es wurde ein Waffenstillstandsabkommen mit der Sowjetunion herbeigeführt. Die deutschen Truppen mussten in kürzester Zeit aus Finnland abziehen und hinterließen Lappland auf ihrem zerstörerischen Rückzug als verbrannte Erde. In dieser Zeit der letzten Kriegshandlungen und der Zeit danach, als die Sámi aus der Evakuierung in ihre verwüsteten Dörfer zurückkehren und mit dem Wiederaufbau beginnen, spielt die Geschichte von Kirsti Paltto. Für den Leser ist es zunächst nicht leicht, in die Handlung einzusteigen. Sehr viele und auch für den deutschsprachigen Leser ungewohnte samische Namen tauchen auf und es braucht eine gewisse Zeit, diese den handelnden Personen zuzuordnen und zu begreifen, in welchen Verhältnissen diese zueinander stehen. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Familie von Antaras und Sofe. Während Sofe und die Kinder in die Evakuierung müssen, aus der sie mit nichts zurückkehren, hält sich Antaras, der als norwegischer Sámi den finnischen Kriegsdienst verweigert hat, mit seinen Rentieren in den lappländischen Fjälls verborgen; der älteste Sohn Johanas, der die Schamanentradition der Familie erbt, erfährt seine erste, zudem komplizierte Liebe mit Elle-Risten, der Tochter eines armen samischen Predigers; Sofes Bruder Liemmi, der an der Front in Karelien kämpfte und dessen Frau Anna das Kind eines deutschen Soldaten geboren hat, ist voller Hass und Neid und intrigiert gegen Antaras.
Viele Menschen und deren Lebensgeschichten erhalten Einzug in die Handlung, doch Paltto versteht es gekonnt, diese miteinander zu verknüpfen und den Leser in eine Zeit zwischen samischer Tradition und technischer Zivilisation während der Nachkriegswirren zu entführen. Ebenso anschaulich wird das Verhältnis der Sámi zu den Lantas, wie sie die nichtsamischen Finnen nennen, beschrieben. Zeichen der Zerstörung ist ein sehr guter Roman und der erste, der aus dem Samischen ins Deutsche übertragen wurde - indirekt über die Übersetzung von Palttos Ehemann Eino Kuokkanen, der die Geschichte zunächst vom Samischen ins Finnische übertrug, Regine Pirschel übersetzte dann auf dieser Grundlage in Deutsche.