Harri Nykänen : Ariel. Tod der Spinnenfrau
('Ariel Kafka'-Reihe, Bd. 2)
Buchbesprechung von Frank Rehag, Mai 2011
dt. Erstausgabe: 2011 - Grafit Verlag, Dortmund
finn. Originalausgabe: 2005 - Werner Söderström Corporation, Helsinki
Titel der finnischsprachigen Originalausgabe: "Ariel ja hämähäkkinainen"
aus dem Finnischen von Regine Pirschel
Kriminalkommissar Ariel Kafka und seine Kollegen Arja Stenman und Miko Simolin werden durch einen anonymen Anruf zu einem Tatort gerufen, an dem sie zwei Leichen finden. Es ist die Wohnung von Maija Erkkilä, die unter dem Namen "Lappland-Hexe" einen Telefondienst als Hellseherin und Fernheilerin betrieb, zeitlebens mit Kriminellen verkehrte und in Polizeikreisen als Spinnenfrau bekannt war. Sie ist eines der beiden Opfer. Beim zweiten Opfer allerdings staunen die Polizisten: Es handelt sich um den bereits pensionierten Aimo Ikonen, ehemals stellvertretender Polizeichef und Vorgesetzter Kafkas. Im Zuge der Ermittlungen kratzen Kafka und sein Team sehr stark an der scheinbar unbefleckten Fassade des damaligen Vorzeigepolizisten. Dieser hatte einst tatsächlich ein Verhältnis mit Maija Erkkilä und angeblich existiert auch ein Sohn aus dieser Beziehung. War die Tötung eine Eifersuchtstat von einem der drei Ex-Ehemänner Erkkiläs? Oder liegt das Motiv im Drogenmilieu? Steckt vielleicht der Drogendealer Lappalainen hinter der Tat, vor dem auch Erkkilä große Angst hatte? Immerhin betrieb Ikonens ältere Tochter Tarja jahrelangen Drogenmissbrauch und starb einen Monat zuvor an einer Überdosis. Als in Ikonens Haus eine große Menge Geld auftaucht, wird dieser zudem verdächtigt, an einem knapp zwanzig Jahre zurückliegenden Bankraub beteiligt gewesen zu sein. Haben eventuell ehemalige Komplizen auf Rache sinnen wollen und ihre Hände im Spiel? Ein etwa im gleichen Zeitraum erfolgter, rätselhafter Überfall in einem Hotel, zu dem Ikonen ermittelt hat, erscheint nun auch in neuem Licht. Opfer waren der seinerzeit amtierende Außenminister Matinoja und der ehemalige Generaldirektor der Sozialversicherung, Kaipio. Wurde damals etwas verheimlicht und Ikonen musste nun dafür büßen? Und warum ist sein Nachbar Salo, ebenfalls ein ehemaliger Polizist, an diesem Fall so interessiert? Jedenfalls haben sämtliche Verdächtige eines gemein: Sie sind auf ihre Art alle mit der Spinnenfrau bekannt gewesen. Wie sich die Fäden schließlich zusammenziehen, bleibt bis zum Ende offen. Lediglich Saara, Ikonens jüngere Tochter, ist in diesem scheinbar verworrenen Geflecht aus Vertuschung und Klüngelei ein Lichtblick und hinterlässt einen bleibenden Eindruck auf Kafka, der sich überdies mit seinem in der Lebensmittenkrise befindlichen Bruder Eli herumschlagen muss.
Harri Nykänens zweiter in deutscher Sprache erschienener Kriminalroman um den jüdischen Kommissar Ariel Kafka weiß erneut zu überzeugen und sollte den Hauptprotagonisten Kafka in der deutschen Krimiliteraturszene weiter etablieren. Nykänen, der lange Zeit als Polizeireporter für eine große finnische Tageszeitung arbeitete, weiß nun mal, wovon er schreibt. Die einfache und klare Sprache - hier auch ein Lob an die Übersetzerin - sowie die interessante Geschichte um Kriminelle und angeblich honorige Vorzeigepersonen machen Ariel. Tod der Spinnenfrau zu einem kurzweiligen Lesevergnügen. Die Liste der Namen und eine Kurzbeschreibung der handelnden Personen zu Beginn des Buches sind eine gute Idee und erweisen sich als hilfreich. Bei Krimifans wird nach Beendigung der Lektüre das Warten auf den dritten Roman um Ariel Kafka beginnen.