Joel Haahtela : Sehnsucht nach Elena
Buchbesprechung von Frank Rehag, Juni 2009
dt. Erstausgabe: 2009 - Piper Verlag, München
finn. Originalausgabe: 2003 - Otava, Helsinki
Titel der finnischsprachigen Originalausgabe: "Elena"
aus dem Finnischen von Sandra Doyen
An einem Januartag sieht er sie zum ersten Mal in einem Park - eine schicksalhafte Begegnung. Sofort ist er von ihr fasziniert und beschließt fortan, sie wiedersehen zu wollen. Jeden Morgen steigt er vor seinem Haus in die Straßenbahn, fährt fünf Stationen weiter und geht in den Park, sitzt auf einer Bank unter der Kastanie und wartet, bis sie kommt. Jeden Morgen geht sie auf dem Weg zur Universität an ihm vorbei, beachtet ihn nicht und weiß nicht einmal, dass er existiert. Trotzdem genießt er Tag für Tag diesen kurzen Augenblick. Irgendwann sieht er sie zufällig ein zweites Mal am Tag, am Marktplatz, wo sie ein Buch liegen lässt. Er nimmt es an sich und in dem Buch steht ihr Name: Elena. Mit diesem Wissen versucht er nun, ihre Adresse herauszubekommen. Was treibt ihn dazu, immer und immer wieder ihre Nähe spüren zu wollen? Ist es Liebe oder ist er psychisch krank?
Mehr sollte zur Handlung gar nicht erwähnt werden, sonst könnte man schon zu viel verraten. Joel Haahtela lässt den Hauptprotagonisten - Ihn - aus der Ich-Perspektive erzählen, zwischendurch könnte man meinen, es sei aus der Sicht eines jungen Stalkers. Doch der Sinn des Tuns, das den Ich-Erzähler treibt, ist viel tiefgründiger und erschließt sich dem Leser erst am Ende der Geschichte. Die Kapitel sind selten länger als zwei Seiten, was dem Roman den Charakter eines Tagebuchs verleiht. Dieser Stil des Schreibens ist von Haahtela perfekt gewählt und passt sehr gut zu den Geschehnissen, die sich über den Zeitraum von etwa einem Jahr ereignen. Zwar gibt es nicht viel Handlung, doch in diesem Fall ist das gut so: Weniger ist eben doch manchmal mehr. Überhaupt ist es Joel Haahtela gelungen, mit kurzen Sätzen und einfacher Sprache spielend leicht über die Liebe, die Sehnsucht und die Einsamkeit zu schreiben. Jedem, der gefühlvolle, ruhige und nachdenkliche Geschichten mag, sei dieser Roman mit einem äußerst bewegenden Ende ans Herz gelegt. Aufgrund der kurzen Kapitel wird es dem Leser erleichtert, das ein oder andere Kapitel noch ein zweites Mal zu lesen oder nach einem gelesen Kapitel kurz innezuhalten und über das Gelesene nachzudenken.