Eeva-Kaarina Aronen : Die Lachsfischerin
Buchbesprechung von Bettina Dauch, Januar 2008
dt. Erstausgabe: 2007 - BLT in der Verlagsgruppe Lübbe, Bergisch Gladbach
finn. Originalausgabe: 2005 - Teos, Helsinki
Titel der finnischsprachigen Originalausgabe: "Maria Renforsin totuus"
aus dem Finnischen von Angela Plöger
Kajaani im Februar 1892, Finnland ist als Großfürstentum Teil des Russischen Zarenreiches. Der Handel im heutigen Grenzgebiet blüht und das exotische Weißmeerkarelien inspiriert eine Reihe bedeutender finnischer Künstler. Die knapp 40-jährige Maria Renfors, eine leidenschaftliche Fliegenfischerin und Schwester des Fabrikanten und Kaufmanns Herman Renfors, macht sich auf die Reise nach Kuusamo, um eine Fellfuhre abzuholen. Doch insgeheim hofft sie, dort auch den geheimnisvollen karelischen Händler Jaakko Kuisma wiederzusehen, der kurz zuvor ihren Laden in Kajaani besucht hatte, und so reist sie weiter bis ins Dorf Vartiolampi in Weißmeerkarelien. Zu ihren Weggefährten werden der Kaufmann Anton Semjonowitsch Afanassjew aus dem russischen Uhtua sowie der später sehr bekannte finnische Fotograf Into Konrad Inha. Am Hof des reichen Savina Homanen passieren merkwürdige Dinge und einer der Männer stirbt. War es ein Unfall? Es kommen Zweifel auf. Welchen Personen kann man noch Vertrauen schenken? - Mit viel Liebe zum Detail beschreibt Aronen die Feinheiten des Fliegenbindens wie auch der Fliegenfischerei allgemein und zeichnet ein anschauliches Bild der wilden Landschaft sowie des Lebens und der Gepflogenheiten im Karelien des späten 19. Jahrhunderts. Immer wieder wechselt die Erzählperspektive vom neutralen Erzähler zu Maria Renfors und einige Male auch zu deren Bruder Herman. So lässt uns die Autorin nach und nach an der Gedanken- und Traumwelt ihrer Hauptfigur teilhaben. Auch wenn die Geschichte zunächst etwas verwirrend erscheint, nicht zuletzt aufgrund der zum Teil nahtlosen Perspektivwechsel, kommt in der zweiten Hälfte zunehmend Spannung auf und am Ende nimmt die Handlung eine unerwartet tragische Wende. Mit großem Geschick hat Eeva-Kaarina Aronen eine fiktive Episode in den Lebenslauf von authentischen Personen eingeflochten und daraus einen bewegenden Roman gezaubert.