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Arttu Tuominen : Was wir verbergen
('Delta'-Reihe, Bd. 2)

Buchbesprechung von Frank Rehag, Dezember 2023

dt. Erstausgabe: 2022 - Bastei Lübbe, Köln
finn. Originalausgabe: 2020 - WSOY, Helsinki
Titel der finnischsprachigen Originalausgabe: "Hyvitys"
aus dem Finnischen von Anke Michler-Janhunen
Zweiter Band der auf sechs Teile angelegten Delta-Reihe über die Polizeieinheit in Pori. Im Vorgängerband stand Jari Paloviita im Mittelpunkt der Handlung, in diesem ist es Henrik Oksman. Wie der Titel schon verrät, möchte er unter allen Umständen etwas verbergen.

Auf den in der queeren Szene beliebten Nachtklub Venus im Zentrum Poris wird ein Anschlag mit Handgranaten verübt. Fünf Menschen werden getötet und Dutzende verletzt. Schon kurz darauf taucht ein Bekennervideo auf, das bereits vor dem Anschlag ins Netz gestellt wurde und sich rasend schnell in den sozialen Netzwerken verbreitet. Jemand, der sich "Gesandter Gottes" nennt, prangert die angeblichen sexuellen Missstände in Finnland an, dass Gott die Sexualität zwischen Mann und Frau geschaffen habe und alles andere eine Sünde sei. Er erklärt den sexuellen Minderheiten des Landes den Krieg und fordert andere auf, sich ihm anzuschließen. Zu allem Übel steht eine Kiste mit weiteren Handgranaten vor ihm auf dem Tisch. Auch tauchen Mitglieder der rechtsextremen Gruppierung White Order am Tatort auf. Besteht eine Verbindung zwischen dieser Organisation und dem Gesandten und haben sie in dessen Auftrag die Explosion ausgelöst? Woher stammen die Granaten und wieviele sind noch im Umlauf? Weitere Opfer müssen unbedingt vermieden werden. Da es sich um ein terroristisch motiviertes Hassverbrechen handelt, schaltet sich das Zentrale Kriminalamt ZKA unter der Leitung von Johan Niemi ein, was die Ermittlungen nicht einfacher macht für Susanna Manner, die neue Leiterin des Kriminalkommissariats in Pori, Jari Paloviita, Henrik Oksman und Linda Toivonen. Die mediale Aufmerksamkeit ist groß und speziell für Oksman wird dieser Fall zu seiner größten Herausforderung: er war die Frau im roten Kleid, die kurze Zeit vor dem Anschlag den Klub in männlicher Begleitung verließ und nach der Niemi vor allem und mit allen Mitteln fahnden lässt. Dabei verliert Niemi das zeitgleiche Verschwinden zweier Mitglieder der Zeugen Jehovas völlig aus dem Blick, von dem die örtliche Polizei überzeugt ist, dass dies mit dem Attentat zusammenhängt...

Nach Was wir verschweigen weiß Arttu Tuominen auch mit Was wir verbergen vollends zu überzeugen. Abermals liefert er einen fein gesponnenen Plot ab, der bis zum Ende die Spannung aufrecht erhält. Das liegt nicht nur am eigentlichen Fall, den es zu ermitteln gilt, sondern vor allem an seinen empathischen Beschreibungen der Menschen mit deren Problemen und inneren Konflikten. War es im ersten Band das Geheimnis um Jari Paloviita, das die Sogwirkung erzeugte, ist es jetzt die innere Zerrissenheit des Henrik Oksmann, der über die Geschehnisse in Pori besonders entsetzt sein muss und der mit den fortschreitenden Ermittlungen einem immer größer werdenden Druck ausgesetzt ist. Dieser Kriminalroman ist ein Spiegelbild allgegenwärtiger sozialer Auseinandersetzungen, die zeigen, wie groß die Kluft im gesellschaftlichen Miteinander geworden ist. Radikaler Extremismus, Rassismus, religiöser Fanatismus, Neonazismus, Homophobie, häusliche Gewalt (hier im Speziellen das Verhältnis von Vätern zu ihren Söhnen) – Tuominen spart nichts aus und betrachtet diese sensiblen gesellschaftlichen Themen aus vielen Blickwinkeln. So beklemmend die Atmosphäre dieses Buches in Teilen auch ist, so gibt es aber auch amüsante Passagen, vielleicht sogar ungewollt. Man muss doch sehr schmunzeln, wenn Oksman alleine und unbewaffnet gegen acht gewalttätige Männer aus der White Order-Gruppierung kämpft und als Sieger hervorgeht. James Bond lässt grüßen. Was wir verbergen ist ein stark erzählter Kriminalroman mit psychosozialer Dimension. Es ist durchaus möglich, dass im dritten Band Linda Toivonen oder Susanna Manner mehr in den Fokus geraten. Es bleibt jedenfalls spannend...

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