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Max Seeck : Hexenjäger
('Jessica Niemi'-Reihe, Bd. 1)

Buchbesprechung von Frank Rehag, Oktober 2021

dt. Erstausgabe: 2021 - Bastei Lübbe, Köln
finn. Originalausgabe: 2019 - Tammi, Helsinki
Titel der finnischsprachigen Originalausgabe: "Uskollinen lukija"
aus dem Finnischen von Gabriele Schrey-Vasara
"Fürchten Sie sich vor dem, was Sie schreiben?", diese Frage stellt der Besucher einer Lesung dem mit seiner 'Hexenjagd'-Trilogie weltweit erfolgreichen Autor Roger Koponen, als dieser sich auf einer Lesereise im ostfinnischen Savonlinna befindet. Am gleichen Abend wird Koponens Ehefrau Maria zuhause in Helsinki ermordet und in einer scheinbar bewusst inszenierten Pose aufgefunden: die Tote trägt ein schwarzes Abendkleid, die Fingernägel sind schwarz lackiert und das Gesicht ist mit einem grässlichen Grinsen versehen. Fast zeitgleich wird unter dem Eis des zugefrorenen Sees, der an das Grundstück der Koponens grenzt, eine weitere nahezu identisch aussehende Leiche einer Frau entdeckt, die ebenfalls mit einem schwarzen Abendkleid bekleidet ist. Eine Polizistin aus Savonlinna soll Koponen noch in der Nacht zurück nach Helsinki begleiten. Der Kontakt zu ihnen bricht ab und kurze Zeit später wird Koponens Auto verlassen aufgefunden, ebenso zwei verbrannte Leichen in der Nähe des Fundorts. Das Ermittlungsteam um Kriminaloberkommissar Erne Mikson erkennt, dass die Morde, die an mittelalterliche Foltermethoden erinnern, den Szenen aus Koponens Büchern nachgestellt sind. Der gesundheitlich schwer angeschlagene Mikson ernennt Jessica Niemi zur Ermittlungsleiterin. Beide tragen ein Geheimnis mit sich herum: der knapp 50-jährige Mikson lässt niemanden etwas von seiner Krankheit wissen, Jessica führt ein Doppelleben bezüglich ihrer Herkunft, von der nur Mikson etwas weiß. Das Team – hierzu gehören noch Mikael Kaariniemi, Nina Ruska, Rasmus Susikoski und Jusuf Pepple – arbeitet unermüdlich daran, Verdächtige und Motiv zu entlarven, doch es scheint, dass die Polizei immer einen Schritt zu spät ist und gerade immer nur das weiß, wie die Täter es wollen und inszenieren. Langsam offenbart sich, dass Jessica auffallende Ähnlichkeit mit den weiblichen Opfern aufweist und persönlich in den mysteriösen Fall um Okkultismus und Wahnsinn hineingezogen wird... Zunächst etwas deplatziert wirkt ein zweiter Handlungsstrang, der von einem Aufenthalt Jessicas als knapp 20-jährige Frau in Venedig handelt. Immer wieder werden einzelne Kapitel zu diesem Ereignis eingeflochten, jedoch erschließt sich am Ende die Sinnhaftigkeit, wenn die Herkunft und Vergangenheit Jessicas sowie die Beziehung, die Jessica und Mikson zueinander haben, an die Oberfläche gespült wird.
Mit Hexenjäger hat Max Seeck einen raffiniert gestrickten ersten Band aus der Reihe um die Ermittlerin Jessica Niemi vorgelegt. Die Sprache ist klar – hierfür gebührt auch der Übersetzerin Gabriele Schrey-Vasara ein Lob –, und die Kapitel sind allesamt kurz gehalten, womit eine gewisse Rasanz erzeugt wird. Eine Rasanz, wie es der Geschichte gebührt und entspricht. Seeck versteht es auf vorzügliche Weise, dem Leser Köder auszulegen, die dieser aufschnappt um nur kurze Zeit später festzustellen, auf eine falsche Fährte gelockt worden zu sein. Das Motiv für die Taten ist letztlich überraschend, lässt den Leser aber auch nachdenklich werden, denn es ist eines, wie es in der heutigen Gesellschaft mit manchen fragwürdigen politischen Bewegungen und den Verbreitungsmöglichkeiten in den sogenannten sozialen Medien durchaus realistisch und möglich scheint. Hoffen wir nur, dass Hexenjäger Fiktion bleibt und sich niemand vor dem Geschriebenen fürchten muss.

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