
Markku Ropponen : Faule Finnen fangen keine Fische
('Otto Kuhala'-Reihe, Bd. 5)
Buchbesprechung von Bettina Dauch, Januar 2014
dt. Erstausgabe: 2014 - Piper Verlag, München
finn. Originalausgabe: 2006 - Tammi, Helsinki
Titel der finnischsprachigen Originalausgabe: "Kuhala ja takapihojen tuonenvarjo"
aus dem Finnischen von Stefan Moster
Herbstgrau legt sich über die Stadt Jyväskylä und schlägt ihren Einwohnern aufs Gemüt. Mehr als zwei
Jahre sind vergangen, seit die Studentin Ilona Lost ihre Beschäftigung als Supermarktkassiererin in
einem sozial schwachen Viertel an den Nagel hängte und an ihrem letzten Arbeitstag beim Schließen der
Türen ermordet wurde. Doch der Polizei ist es noch immer nicht gelungen, den Täter zu ermitteln. Der
Vater der Verstorbenen, ein etwas kauziger Schlosser, wendet sich daher an den Privatdetektiv Otto
Kuhala, der just zu diesem Zeitpunkt im Haus seines alten Freundes, des herzkranken Frührentners
Raatikainen, Zeuge eines ganz anderen Tötungsdeliktes wird: Während Raatikainen sich durch ein
Missgeschick im Keller eingesperrt hat, trifft Kuhala im Erdgeschoss auf zwei Einbrecher, wobei im Eifer
deren Gefechts einer der beiden zu Tode kommt. Zusammen mit seinem treuen Hund Jeri, mit dem er
sein Leben teilt, nachdem sich seine Freundin Annukka aus heiterem Himmel von ihm getrennt hat,
macht sich Kuhala an die Arbeit. Im Laufe seiner Ermittlungen zu beiden Taten stellt er fest, dass Mika
Rentonen, der Tote aus Raatikainens Haus, seinerzeit mit Ilona geflirtet hatte. Und so drängt sich bald
der Verdacht auf, dass es sich bei beiden Fällen um denselben Täter handelt, von dem man jeweils nur die dünne Gestalt
und den das Gesicht verdeckenden Kapuzenpulli kennt. Nach dem Zwischenfall bei Raatikainen trifft Kuhala noch einige
Male auf die verhüllte Person: nachts an einem Bootssteg, auf dem Fahndungsbild nach Ilonas Mörder, das der
Überwachungskamera des mittlerweile geschlossenen Supermarkts entnommen wurde, sowie abermals nachts auf einem
verlassenen Parkplatz. Die Spur seiner Nachforschungen führt Kuhala zunächst zu einem Jugendtreff, der sich die Räume
des ehemaligen Supermarkts mit einer lokalen Arbeitslosenvereinigung teilt, und dort zu dem arbeitslosen Matti Forsman,
der von fast allen des Mordes an Ilona verdächtigt wird, obwohl er keinerlei Ähnlichkeit mit der Person auf dem Foto hat.
Kuhala schnüffelt weiter und wühlt sich bis in die Tiefen des Kellergeschosses des besagten Gebäudes vor, wo er nach der
Bekanntschaft mit einer Ratte auf einen interessanten Fund stößt. Währenddessen hat Kommissar Nevakivi, ein alter
Bekannter von Kuhala, stets ein argwöhnisches Auge auf den Detektiv und die beiden geraten wiederholt aneinander und
sich gegenseitig in die Haare.
Von Anfang an fesselt die Schreibweise, die vor bildhaften Stilmitteln nur so sprüht. So sorgt die Erzählung nicht nur
inhaltlich, sondern auch rhetorisch immer wieder für Kurzweil - von Stefan Moster mit dessen gewohnter Brillanz aufs
Feinste ins Deutsche übertragen. Einziges Manko: Der auf Freunde guter Lektüre eher abschreckend wirkende deutsche
Buchtitel ist nicht nur meilenweit sowohl vom Originaltitel als auch vom Inhalt der Erzählung entfernt, sondern lässt auch
kaum auf die stilistische Qualität des Werkes schließen. Es bleibt zu hoffen, dass die Titelverunstaltung dennoch nicht allzu
viele wählerische Leser von diesem wunderbaren Kriminalroman fern hält.