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A. M. Ollikainen : Team Helsinki - Die Tote im Container
('Team Helsinki'-Reihe, Bd. 1)

Buchbesprechung von Frank Rehag, März 2022

dt. Erstausgabe: 2022 - Bastei Lübbe, Köln
finn. Originalausgabe: 2021 - Otava Publishers, Helsinki
Titel der finnischsprachigen Originalausgabe: "Kontti"
aus dem Finnischen von Gabriele Schrey-Vasara
Hinter dem Pseudonym A. M. Ollikainen steckt das renommierte Autorenehepaar Aki und Milla Ollikainen, die beide für sich genommen bereits mehrere Romane veröffentlicht haben. Von Aki Ollikainen erschien mit Das Hungerjahr im Jahr 2013 auch schon einer in deutscher Übersetzung. Der Kriminalroman Team Helsinki - Die Tote im Container ist das erste gemeinsame Buch der beiden und darum geht es: Vor den Toren einer Villa der finnischen Lehmusoja-Stiftung wird in einem Seecontainer die Leiche einer dunkelhäutigen Frau gefunden. Sie wurde eingesperrt und ist qualvoll ertrunken, nachdem der Container mit Meerwasser gefüllt wurde - einem Container aus dem Unternehmen der Lehmusojas. Angeblich kennt niemand diese Frau und niemand weiß, wie der Container vor die Stiftung gekommen ist. Im Zuge der Ermittlungen stellt sich heraus, dass es sich bei der Toten um Rauha Kalondo handelt, einer namibischen Psychologiedozentin, die an einer Universität in Namibia lehrte und einen Tag zuvor in Helsinki angekommen ist. In ihrem Hotelzimmer findet sich ein Dokument, das vom ehemaligen Unternehmenschef Hannes Lehmusoja unterschrieben wurde. Dieser ist jedoch ein halbes Jahr zuvor gestorben und das Ermittlerteam um Kriminalkommissarin Paula Pihlaja misstraut den Aussagen der Familie und den weiteren Personen, die für die unter dem Deckmantel der Wohltätigkeit agierenden Stiftung arbeiten. Es stellt sich heraus, dass die Unternehmensgruppe Lehmusoja seit langer Zeit auch in Namibia Geschäfte macht und ihr Wachstum nicht nur fleißiger Arbeit und einem ungewöhnlich guten Geschäftssinn zu verdanken ist. Bereits einige Jahre zuvor gab es eine Anzeige wegen des Missbrauchs von Entwicklungshilfegeldern, die Ermittlungen dazu wurden aber eingestellt. Stehen die damaligen Ereignisse mit den jetzigen im Zusammenhang und was hat es mit dem im Hotel gefundenen Dokument auf sich? Auf der Suche nach der Wahrheit geraten auch die Ermittler in tödliche Gefahr...
Team Helsinki - Die Tote im Container ist der erste Band eines auf fünf Teile angelegten Plots und es wird spannend sein, wohin sich die glaubwürdig beschriebenen Charaktere der ermittelnden Personen in den kommenden Bänden noch entwickeln werden. Das Ermittlerteam ist divers aufgestellt und bietet sehr viel persönliches Potential. Paula Pihlaja ist eine starke Frau, die ihre Einheit geradlinig und effektiv führt, die aber auch ein dunkles Geheimnis mit sich trägt, das bereits in groben Konturen zu erkennen ist, hier empfiehlt sich nach Beendigung der Lektüre das nochmalige Lesen des Kapitels "Mai" zu Beginn des Buches. Paula ist nach einer Scheidung alleinstehend und sie scheint nicht viele Freunde zu haben. Über das private Umfeld ihrer Kollegen Aki Renko, Hartikainen und 'Karhu' erfährt man noch nicht allzuviel: Renko, der redseligste und jüngste im Team, ist verheiratet und Familienvater eines kleinen Sohnes; Hartikainen, ein erfahrener Polizist, ist geschieden und heißt vorerst nur Hartikainen; Karhu ist neu im Team und war zuvor bei der Wirtschaftskriminalität, sein richtiger Vorname taucht irgendwann mal auf - Sami -, ansonsten wird er immer nur bei seinem Spitznamen genannt. Karhu lebt in einer Beziehung mit Joonas.
Die Handlung ist nicht unnötig kompliziert, dafür aber sehr gut durchdacht und von Beginn an so fesselnd geschrieben, dass man mit dem Lesen nicht aufhören möchte, die kurzen Kapitel tun ihr übriges dazu. Die Dialoge wissen mit Scharfsinnigkeit zu überzeugen. Das Geschehen ist facettenreich und bietet historische Hintergründe zu den finnisch-namibischen Beziehungen, die einst mit finnischen Missionaren in Namibia begannen und mir so noch nicht bekannt waren, sowie kritische Betrachtungen zum Welthandel, zur Globalisierung und zum auch heute noch häufig vorhandenen latenten Rassismus gegenüber Menschen aus Entwicklungsländern. Hervorzuheben bleibt noch, dass trotz zweier Autoren nicht zu erkennen ist, welche Kapitel von wem geschrieben wurden, es gibt keine stilistischen Brüche. Aki und Milla Ollikainen scheinen sich hier perfekt zu ergänzen, aber auch die Übersetzungsarbeit von Gabriele Schrey-Vasara wird hier ihren Teil dazu beigetragen haben. Tolle Lektüre und eine unbedingte Empfehlung für alle Nordic Noir-Fans, selbstverständlich auch für alle anderen.
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Frank Rehag / Birgit Arnold
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