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Siri Kolu : Vilja und das Räuberfest
('Vilja'-Reihe, Bd. 2)

Buchbesprechung von Birgit Arnold, April 2013

dt. Erstausgabe: 2013 - Wilhelm Heyne Verlag in der Verlagsgruppe Randomhouse, München
finn. Originalausgabe: 2011 - Otava, Helsinki
Titel der finnischsprachigen Originalausgabe: "Me Rosvolat ja konnakaraoke"
aus dem Finnischen von Anu Katariina Lindemann
Vilja ist sauer, weil ihr Vater sie beim verhassten Musik-Ferienlager angemeldet hat. Gibt es etwas uncooleres, als die schönste Zeit des Jahres mit Geigenunterricht, verkochtem Möhrengemüse und Langeweile zu verbringen? Dabei hatte sie sich die ganze Zeit darauf gefreut, in den Sommerferien wieder wie im Jahr zuvor mit den Räuberbergs auf Raubzüge zu gehen und tolle Abenteuer zu erleben. Stattdessen muss sich Vilja nun mit drei weiteren Geigerinnen ein Zimmer teilen und bei der Findung eines Namens für ihre Gruppe hätte es auch nicht schlimmer kommen können: 'Barbalalas'. Sie muss hier weg, aber wie versendet man einen Hilferuf an die besten Räuber Finnlands, wenn das Lager besser bewacht wird als Fort Knox? Mit einer List gelingt es ihr, eine E-Mail an Hele Räuberberg zu schicken. Das Warten auf Antwort beginnt und Geduld ist nicht gerade Viljas Stärke. Zwei Tage später, kurz vor dem abendlichen Rahmenprogramm am Sportplatz, hört sie eine Stimme: "Liebst Du das Musikanten- Ferienlager?" - "Ist Geigenspiel und Möhrchen knabbern das Schönste, das du dir vorstellen kannst?" - "Willst du in diesem Ferienlager den ganzen Sommer über bleiben, oder hättest du auch andere Reisepläne?" - Vilja erkennt die Stimme. Ihr Hilferuf wurde erhört und mit einer spektakulären Aktion wird sie von ihren Freunden aus dem Ferienlager befreit. Wie sehr hatte Vilja diese Räuberfreiheit vermisst, die leckeren Räuberbrote und die Lagerfeuerabende, an denen wilde und wahre Geschichten über Raubzüge der vergangenen Zeit erzählt wurden. Es scheint so, als hätte sich zum letzten Sommer nicht viel geändert: man bespricht die nächsten Raubzüge, die besten Taktiken und genießt gemeinsam Berge von Eis und Süßigkeiten. Vilja erfährt, dass bald das berühmte Sommerfest der finnischen Straßenräuber ansteht. Eigentlich ist dieses Treffen immer ein lustiges Wiedersehen der verschiedenen Räuberfamilien, die in diversen Wettkämpfen um Ruhm und Ehre kämpfen. Doch ausgerechnet beim wichtigsten Termin des Jahres soll ein neuer Räuberherrscher und Nachfolger des Großen Pärnänen gewählt werden. Der Wilde Karlo, Oberhaupt der Räuberberg- Sippe, möchte die Wettkämpfe unbedingt für sich entscheiden und somit neuer König werden. Die verschiedenen Disziplinen sind wirklich knifflig, wie Vilja anhand einer Liste erkennt, die ihr Kalle zu lesen gibt. Darauf steht unter anderem "Waffen niederlegen und verpacken", "SCHWINDEL", "Kostümiertes Auflauern", "Weitspucken oder Fluchen und Schnauben" oder "Sumpflied (Gaunerkaraoke)". Von den vielen Disziplinen auf der Liste finden bei einem Sommerfest allerdings nur vier oder fünf statt. Kein Wunder, dass alle aufgeregt sind und wie verrückt trainieren. Zudem zeigt sich, dass aus vermeintlich befreundeten Räuberfamilien plötzlich Kontrahenten geworden sind. Die Räuberbergs müssen mit einigen Widrigkeiten zurecht kommen. Sie, die normalerweise unbescholtene Autofahrer ausrauben, werden selber überfallen und beklagen den Verlust von Gold-Piets Wettkampfmodell, Dosen mit Bohnen, Hildas geheimer Zutat für die Quiche, die ihr im vergangenen Sommer den Sieg im "Quiche und Ringkampf"-Wettbewerb einbrachte. Als ob das nicht schon genug wäre, beginnen das Fest und die Wettkämpfe anders als üblich bereits zwei Wochen früher. Die Räuberbergs wittern Betrug und schaffen es nicht pünktlich zum ersten Wettkampf. Auch Vilja soll bei einem Wettkampf starten und bei der "SCHWINDELN"-Disziplin wichtige Punkte holen. Natürlich ist es für Vilja eine Ehrensache, sich für ihre Räuberfamilie richtig ins Zeug zu legen. Allerdings hat sie ihre liebe Mühe, um es mit den rachsüchtigen Gegnern aufzunehmen. Es folgt ein spannendes Finale, das ein gut gehütetes Geheimnis der Familie Räuberberg ans Licht bringt...
Mit Vilja und das Räuberfest legt Siri Kolu den zweiten Band der in Finnland gefeierten Reihe vor. Nach dem fulminanten Vilja-Auftakt im vergangenen Jahr hierzulande kann auch dieser Band überzeugen. Die Geschichte um Vilja und die Räuberfamilie wird sehr humorvoll erzählt, auch wird nicht mit Abenteuern gegeizt, so dass sich schnell Lesefreude einstellt. Wer Astrid Lindgrens Ronja Räubertochter gelesen hat, erinnert sich bestimmt gerne an die Raufereien und die lustigen Beschimpfungen zwischen der Mattis- und der Borka-Sippe. Ein Hauch von Robin Hood weht ebenfalls mit, wenn beispielsweise Vilja den Ausgeraubten als Ausgleich heimlich Geld zusteckt. Mit knapp 400 Seiten, fast doppelt so viele wie beim ersten Band, wird von der angedachten Altersgruppe einige Lesekompetenz vorausgesetzt. Hier und da zeigt die Geschichte mal Längen und wirkt dann nicht ganz so spritzig, aber dies ist Jammern auf hohem Niveau. Siri Kolu versteht es, Vilja wieder als sympathische Heldin darzustellen und spätestens beim großen Sommerfest zeigt die Autorin, dass sie über eine große Portion Humor und Wortwitz verfügt. Neben all dem Spaß regt die Handlung aber auch zum Nachdenken an. Die Familien Vainisto und Räuberberg sind sich im Grunde gar nicht so fremd. In Viljas Familie ist sie es, die nicht dem Klischee des typischen Mädchens entspricht, dieses passt eher zu ihrer älteren Schwester Vanamo. In der Räuberfamilie ist Hele die mutigere von beiden, während Kalle sich nach einem normalen Leben sehnt. Vilja und Kalle sind jeweils Außenseiter in ihrer eigenen Familie, da sie nicht den Erwartungen ihrer Eltern entsprechen wollen oder können, in beiden Familien werden Probleme und Gefühle nicht offen ausgesprochen. Darin wird sich mit Sicherheit das eine oder andere Kind wiederfinden. Man darf sich auf weitere Abenteuer mit Vilja und den Räuberbergs freuen, denn in Finnland gibt es bereits einen weiteren Band. Die Fangemeinde wird bestimmt auch in Deutschland jeden Tag weiter wachsen, denn Viljas Geschichten sind ein echter Gewinn für den deutschen Kinderbuchmarkt! Ab zehn Jahre.
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